LiA – Josef Lexer

Josef Lexer –    ein Lesachtaler Komponist und Musikpionier

Josef Lexer –    ein Lesachtaler Komponist und Musikpionier

1. Einleitung

Die Musik hat im Lesachtal schon seit jeher große Tradition. Vor allem in Verbindung mit kirchlichen Anlässen, gibt es Aufzeichnungen in verschiedenen Pfarrechroniken, die weit zurückgehen. Paolo Santonino, Vorstand der Patriarchatskanzlei von Aquilea, war am 18. Oktober 1485 mit seinem Bischof Pietro von Caorle in St. Lorenzen, um den Chor sowie 3 Altäre der Pfarrkirche zu weihen. In seinen Reisetagebuch heißt es auf Seite 47 und 48:“Mag das Tal in einer rauen und ganz kalten Gegend liegen, so sind doch die dort geborenen Leute von Natur aus alle Zither und Harfenspieler. Das sagen sie selber und zum Teil habe ich es selber erfahren."[1]

 So wie es vor über 500 Jahren war, ist es bis heute geblieben. Dies beweisen die vier Trachtenkapellen des Lesachtales. Auf dem Boden der Heimat sind sie gewachsen, und im Dienste der Heimat und des Vaterlandes haben sie von Generation zu Generation gewirkt.

In allen Dörfern gab es Bauerngeschlechter, in denen Urgroßvater, Großvater, Vater und Sohn Musiker waren, und so diese Tradition weiter führten. Immer wieder gab es aber auch Musiker, die sich in der Musikgeschichte des Lesachtales besonders verewigten.

In St. Lorenzen war dies ein gewisser Josef Lexer vlg. Nota., der in St. Lorenzen als Organist, Kapellmeister und Chorleiter tätig war. Lexer machte sich aber auch als Komponist von Liedern und Märschen musikalisch bemerkbar.

"Nach den napoleonischen Koalitions- und Befreiungskriegen, haben alte Militärmusiker die Bläser der Kirchenchöre gesammelt, neue Kräfte geschult und die sogenannten Musikbanden, – 10 bis 15 Mann stark, gegründet. Und wenn dann in jenen Zeiten der Eifer öfters erlahmte, fand sich immer wieder ein musikbegabter Bauer oder Lehrer, der in die Bresche sprang, und die Banda wieder weiterführte.“[2]

Auch Lexer war immer bereit seine Musikalität anderen weiter zu geben und wurde so zu einem sehr wichtigen Blasmusikpionier im Lesachtal.

  

2. Lebenslauf von Josef Lexer vlg. Nota (1889–1974)

Josef Lexer, vlg. Nota, wurde am 31. August 1889 in Obergail geboren. Er stammte aus einer sehr musikalischen Familie, denn auch sein Großvater und Vater waren als Kapellmeister in St. Lorenzen tätig. Weiters waren sie an der Gründung einiger Kapellen, wie im damals deutsch besiedelten Sappada, beteiligt. Sappada ist eine deutsche Sprachinsel in der italienischen Provinz Belluno, und liegt südlich der Karnischen Alpen.

Der junge Josef Lexer wurde schon ab seinem 9. Lebensjahr im Kloster Maria-Luggau musikalisch ausgebildet. Der Servitenpater Anton M. Frauenlob, ein ausgezeichneter Musikpädagoge, hatte dort ein kleines Bergdorfkonservatorium aufgebaut. In den stillen Wintermonaten wurden dort neben einschlägigen Instrumenten wie Klavier, Orgel, Streich und Blasinstrumenten vor allem der Chorgesang gelehrt. Aber auch die Musiktheorie, bis hin zu den Grundzügen des Kontrapunktes, wurde weiter gegeben. Bereits mit 12 Jahren saß Lexer auf der Orgelbank, und spielte im Gottesdienst. Mit 17. Jahren übernahm er 1906 die Kapellmeisterstelle der Bauernkapelle St. Lorenzen. Nun begann eine musikalische Epoche, die für das Lesachtal, bzw. das obere Gailtal von großer Bedeutung war. Josef Lexer war nun Organist, Kapellmeister und Chorleiter. Er widmete sich aber besonders der Ausbildung junger Musiker, und der Gründung einiger Kapellen.

Doch auch dem Kriegsdienst musste er sich stellen, und wurde so im Jahre 1914 eingezogen. Bereits nach 2 Tagen wurde er durch einen Bajonettstich verwundet, und musste in die russische Gefangenschaft, die für ihn 4 Jahre dauern sollte. Schon bald wurde ein Lagerorchester gegründet, in welchen Lexer das Kornett spielte. In dieser Zeit erlernte er aber auch die praktische Orchesterarbeit, wie Stimmen und Partituren schreiben, Arrangieren und Komponieren. Nach einem Arbeitseinsatz bei der Murmanskbahn, brachte ihn eine Erkrankung neuerlich in ein Lazarett bei Samara. Bald gab es auch dort eine Lagermusik, in der er das B-Helikon übernahm. Dennoch gelang ihm 1918, nach 52-monatiger Gefangenschaft die Flucht, und so durfte Lexer noch vor Weihnachten seine Heimat wieder betreten.[3]

Im Umgang mit tschechischen und russischen Musikern hat Josef Lexer viel gelernt und ist musikalisch zum Meister geworden. Die Gefangenschaft brachte ihm nicht nur musikalische Kenntnisse, auch das Brotbacken erlernte er und wurde Bäckermeister. Im Jahre 1922 heiratet er Anna Tilliacher, die ihm zwei Töchter schenkte. 1922 pachtete er das Tuffbad, einen kleinen Gasthof in der Nähe von St. Lorenzen.

Seine große Liebe gehörte aber weiterhin der Musik, und inspiriert von der Schönheit des Lesachtales schrieb er seinen ersten Marsch. Kapellmeister Lexer wirkte dann 1923 – 1924 bei der Neuorganisierung der Liesinger Trachtenkapelle mit, 1925 organisierte und schulte er die Mauthner Kapelle. Im Jahre 1945 richtete er die durch den 2. Weltkrieg in Verfall geratene Musik seines Heimatortes St. Lorenzen wieder auf, und brachte die Bauernkapelle rasch auf ein sehr gutes Niveau. So spielte die Kapelle auch vor politischen Persönlichkeiten wie dem ehemaligen Bundeskanzler Leopold Figl. 1952 war er auch noch an der Gründung der Bauernkapelle Birnbaum beteiligt. Die Tätigkeiten Lexers fanden auch immer große Annerkennung. Die Trachtenkapelle Liesing ernannte ihn 1925 zu ihrem Ehrenmitglied, die Bauernkapelle St. Lorenzen überreichte ihm am 25.12.1938 für 40jährige Verdienste um die Musik ein Diplom und ernannte ihn zum Ehrenkapellmeister. Seitens der Heimatgemeinde St. Lorenzen wurde er am 19. 03. 1954 zum Ehrenbürger ernannt. Von kirchlicher Seite bekam er Anerkennungssehreiben von Bischof Dr. Andreas Rohracher und Bischof Dr. Josef Köstner. 1959 trat Josef Lexer nach über 50-Jahren als Kapellmeister der Bauernkapelle St. Lorenzen zurück. 1962 verstarb ihm seine Frau Anna 69jährig. Am 24 Jänner 1974 starb Josef Lexer nach kurzer Krankheit.. Einer der sein Leben der Musik widmete, war Josef Lexer, vlg. Nota aus St. Lorenzen. Das Andenken an ihren einstigen Organisten, Chorleiter und so verdienstvollen Kapellmeister wird von dem St. Lorenznern noch immer hochgehalten.

  

3. Nähere Betrachtung des musikalischen Schaffens von Josef Lexer

 "In der Natur ist alles Musik, sei es das Heulen des Sturmes, das Rauschen der Wildbäche, das Säuseln des Windes und nicht zuletzt der Gesang der Vögel. Man muss es nur hören. Und schon kann sich die Seele freuen."[4] Ein Ausspruch von Josef Lexer, der noch heute große Aussagekraft hat. Er komponierte neben einigen Märschen auch Chorlieder, und beschäftigte sich sehr stark mit dem Kirchengesang. Die Schönheit der Natur, und das Leben der Bevölkerung, kehren in seinen Werken immer wieder.

Als Beispiel kann man hier sein Marschlied "Mein Lesachtal"(siehe Notenbeispiel Nr. 1) näher betrachten. Er sei einmal bei einer Mühle im Radegundgraben ein wenig stehen geblieben, erzählte Lexer, und dabei sei ihm einiges aufgefallen. Das Klappern der Mühlen, wie auch das Zwitschern der Vögel. Auch die verschiedenen Geräusche eines "Schrepfer's"(Ein Holzklotz, der bei den früher mit Eisen beschlagenen Rädern eines Pferdefuhrwerks auf die Räder drückte, und somit unterschiedliche Geräusche ergab.), dienten ihm zur Motivbildung in seiner Musik. Im zweiten Teil dieses Marschliedes, werden diese Geräusche als Gegenmelodie zum Basssolo eingebaut. Im ersten Teil versuchte er den Vogelgesang, mit dem Klappern der Mühlen zu verbinden. Beide Teile werden im Marschtempo (Allabreve) gespielt. Nach der kurzen Einleitung des Trios, wird der Allabreve Takt aufgehoben, um dem Gesungenen Teil chormäßigen Charakter zu verleihen. Die erste Strophe, dieses gesungenen Teiles, hat die Natur zum Inhalt. Die zweite Strophe beschäftigt sich wiederum mit dem Menschen. Das Marschlied endet mit dem wieder im Allabreve Takt gespielten Refrain. Bei all seinen Märschen wird vor allem das hohe Blech sehr gefordert, denen er eine gute Höhe, bzw. hervorragende Technik zumutet. Auch seine Soloteile für das Bassregister sind, wohl durch seine Vergangenheit als B – Helikonist, technisch sehr anspruchsvoll.

Josef Lexer komponierte sehr viele seiner Werke für gewisse Anlässe. So auch 1926 den Marsch "Die Helden vom Plöcken", zur Einweihung der Plöckenkapelle am Plöckenpaß. In diesem Marsch dienen ihm Signale aus früherer Kriegszeit als Motive. Als weiter Märsche sind der „Lesachtaler Bauernmarsch“ der „Lesachtaler  Feuerwehrmarsch“, sowie der „Lesachtaler Jägermarsch“ vollzählig erhalten. Von einigen anderen Werken sind nur noch einzelne Stimmen, bzw. Partituren erhalten. Diese werden im Archiv der Bauernkapelle St. Lorenzen aufbewahrt.

Auch im Chorwesen setzte Josef Lexer große Impulse. Sein „Lesachtaler Heimatlied" ist hier besonders hervorzuheben. In diesem Lied verbindet er seine Heimatverbundenheit eindrucksvoll mit seiner Musikalität. Eine Melodie, gesungen in G – Dur, spannt hier den Bogen zwischen Natur, Mensch und Musik. Dieselben Themen beherrschen auch sein zweites Lied, mit der Bezeichnung "Du liebes Lesachtal". Auch für kirchliche Anlässe gibt es sehr viel  Literatur von Lexer. Der Organist und Chorleiter, komponierte zu den meisten kirchlichen Hochfesten seine eigene kirchliche Literatur. So z.B.: „Sebastiani Lied“,“ Oster Lied“, Lieder zur Begräbnisfeier u.v.m. Auch viele Proprien (=Einlagen) sind noch erhalten, und werden zu den jeweiligen Hochfesten gesungen. Als bekanntestes kirchliches Werk ist jedoch sein Lied" Haupt voll Blut und Wunden" hervor zu heben. Komponiert hat Josef Lexer all seine Werke auf einem Harmonium.

  

4. Werkverzeichnis von Josef Lexer vlg. Nota

Marschmusik

♫      Mein Lesachtal

♫      Die Helden vom Plöcken

♫      Lesachtaler Bauernmarsch

♫      Lesachtaler Jägermarsch

♫      Lesachtaler Feuerwehrmarsch

♫      Widmungsmarsch 

Chorlieder

♫      Das Lesachtaler Heimatlied

♫      Heimat dich grüß ich

♫      Du liebes Lesachtal

Kirchliche Werke

      ♫      Zum Begräbnis: Freunde denkt an meine Bahre

♫      Grablied: Bitte an Maria

♫      Die ihr Blut und Leib und Leben

♫      Letzter Gruß: Fern der Heimat

♫      Esse sacerdos magnus

 Einlagen (Proprien)

Pfingsten, Herzjesu, Verkündigung Maria, Fest der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Zum heiligen Josef, Fronleichnamsfest, Psalmgesänge Karsamstag, Ostern, Maria Empfängnis, Weihnachtsfest, Sebastiani, Floriani, Maria Himmelfahrt, St. Laurentius, Cäcilia, Schutzengel – Fest, Zu Ehren aller Heiligen Gottes, Vom guten Hirten,

Kirchenlieder

      ♫      Haupt voll Blut und Wunden

♫      Lied zum hl. Josef

♫      TantumErgo

♫      Osterlied

♫      Vier Predigt – Gesänge

♫      Die Hirten an Christkindleins Krippe

♫      Abschied vom Kripplein

♫      SebastianiLied

♫      FlorianiLied

♫      Cäcilia Lied

♫      Fest Allerheiligen

♫      Abendglöcklein

♫      AveMaria

♫      Gott denken

  

5. Literaturverzeichnis

Hauschronik der Familie Unterluggauer, vlg. Nota, Handgeschriebenes Manuskript. Aufbewahrt von Margarethe Unterluggauer, 9654 St. Lorenzen Nr.9.

Kubin, Walter. Chronik der Lesachtaler Bauernkapelle. Unveröffentlichtes Manuskript. Aufbewahrt im Archiv der Lesachtaler Bauernkapelle St. Lorenzen, 9654 St. Lorenzen.

Musik zwischen hohen Bergen. Josef Lexer ein Lesachtaler Kapellmeister, in: Österreichische Blasmusik, Jg. 9, 5-6(1961), S.92f. Elsmarie Wurzer, Es wären 1989 100 Jahr…, in: Osttiroler Bote 1989 Nr. 32, S. 17

Paolo Santonino, Die Reisetagebücher des Paolo Santonino, 1485 – 1487.Aus dem Lateinischen übertragen von Rudolf Egger. Klagenfurt 1947.

 

Anhang

♫      Marschlied „Mein Lesachtal“

♫      Lesachtaler Heimatlied „Ich lieb ein Plätzchen“


[1]Santonino, S. 47 u. 48
[2] Kubin, ohne Seiten
[3] Vgl. Wurzer, S. 17
[4] Wurzer, S 17


(Quelle: Gerald Kubin 2002)